„Wir gestalten Mobilität für und mit den Menschen“

25. November 2019
Intelligente Mobilitätslösungen stellen die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Fokus. Wie dies mit ganzheitlicher Planung und moderner Technologie gelingt, erklärt unser Experte Hinrich Brümmer im Interview.

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Hinrich Brümmer

Hinrich Brümmer

Business Development Manager Mobility & Rail
Mobiltelefon: +49 152 53 21 83 60

Gerade in Städten entwickelt sich der zunehmende motorisierte Verkehr immer mehr zu einem Problem für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. „Smart Mobility“ soll hier Abhilfe schaffen. Was verbirgt sich hinter dem Buzzword?

Hinrich Brümmer: Smart Mobility bedeutet für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge. Angesichts der Herausforderungen, denen sich Städte (aber eben nicht nur die) in Bezug auf Verkehrsstaus, Luftverschmutzung, CO2-Emissionen usw. gegenübersehen, ist klar, dass Menschen und Güter sicherer, effizienter, nachhaltiger und intelligenter bewegt werden müssen. Nicht nur in den Städten, sondern auch im ländlichen Raum. Dabei sollte der Fokus weniger auf der reinen Technologie, sondern stärker die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen adressieren. Neue Technologien, Dienste und Modi können die Mobilität für Menschen vereinfachen und nachhaltiger machen, und öffentliche Räume können erfolgreich umgestaltet werden, um sowohl die Lebensqualität als auch die Mobilität zu verbessern. 

Welchen Ansatz verfolgt Ramboll bei Smart Mobility?

Hinrich Brümmer: Aus unserer Sicht  umfasst Smart Mobility oder eben Intelligente Mobilität drei wesentliche Punkte, die auch unser Selbstverständnis als Berater und Planer widerspiegeln: 

  1. Bei der Mobilität geht es um die Menschen
    Mobilität bringt uns zur Arbeit, bringt uns zur Schule, stellt sicher, dass wir Essen auf dem Tisch haben und ermöglicht es uns, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Unser Mobilitätsansatz ist auf die täglichen Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet. Deshalb sagen wir: "Wir gestalten Mobilität mit und für die Menschen".

  2. Ganzheitliche Planung ist Voraussetzung
    Um den Menschen eine entsprechende Auswahl an Mobilitätslösungen zur Verfügung stellen zu können, bedarf es einer ganzheitlichen Planung. Kurze Wege zum Einkaufen, zur Schule, zur Arbeit, Fußgängerfreundliche Städte und Gemeinden, sichere Fahrradwege, bequeme & erreichbare öffentliche Verkehrsmittel und eine vernünftige und nachhaltige Nutzung von PKW und LKW (Elektromobilität, Car Lite) sind alles Voraussetzungen für vielfältigere und nachhaltige Mobilitätsmöglichkeiten in Stadt und Land.

  3. Technologie ist kein Selbstzweck 
    Wir wollen die Begeisterung, die durch neue Technologien und Dienstleistungen erzeugt wird, umsetzen in praktische Lösungen und Anwendungen, die für die täglichen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen relevant sind. Wir nutzen analytische Tools und Daten, mit denen wir es Entscheidungsträgern ermöglichen sichere und fundierte Entscheidungen treffen zukönnen für die Gestaltung der heutigen und zukünftigen Mobilität – weltweit.

Mobility as a Service (MaaS) zielt darauf ab, die vorhandenen Transportmöglichkeiten zu verknüpfen. Wie funktioniert das System genau?

Hinrich Brümmer: Im Prinzip zielt MaaS insbesondere darauf ab, die Nutzung privater Pkw zu reduzieren, indem die Kombination anderer Verkehrsträger wettbewerbsfähig gemacht wird. Vor allem in städtischen Gebieten besteht die Möglichkeit, dass  Full-Service-Angebote sich die  Digitalisierung des Verkehrs zunutze machen und die verschiedenen Mobilitätsangebote kombinieren. Diese Dienstleistung wird den Menschen zur Verfügung gestellt - Mobility as a Service (MaaS). 

Technisch gesehen basiert MaaS auf den digitalen Verbindungen (APIs) verschiedener TSPs (Transport Service Providers) und MaaS-Betreibern, die die Dienste unter einer mobilen Smartphone-Benutzeroberfläche koordinieren und verbinden. Es gibt verschiedene Arten von Anwendungen von MaaS, sowohl für urbane Räume als auch erste Ansätze für ländliche Räume. 

In Helsinki war Ramboll bereits 2016 an der Entwicklung einer MaaS-App beteiligt – der ersten App dieser Art überhaupt. Welche Herausforderungen bestehen bei der Umsetzung in Deutschland? 

Hinrich Brümmer: MaaS ist ein neuartiges Konzept und keine Selbstläufer. Es gilt verschiedenste Interessengruppen zu koordinieren und eine Vielzahl von Rahmenbedingungen zu beachten – und davon gibt es in Deutschland leider eine ganze Menge. Am Ende soll natürlich die beste Lösung für die Nutzer gefunden werden. Hinzu kommt, dass sich auch in diesen drei Jahren die Technologie zwar weiterentwickelt hat, aber es eben bisher nur wenige praktische Beispiele für MaaS gibt, obwohl die Technologie dafür bereit steht.

Bei Umsetzung solcher Lösungen müssen zudem wesentliche Fragen berücksichtigt werden hinsichtlich der gewünschten und erzielten Effekte: Inwieweit hat MaaS einen Einfluss auf das Reiseverhalten? Wie korreliert eine solche Lösung mit der Stadtentwicklung? Wie beeinflusst sie die Nutzung des ÖPNV? Akzeptieren die Nutzer die Lösung oder  überwiegen Bedenken hinsichtlich der Nutzung der Daten? Trotz der spezifischen Rahmenbedingungen hier in Deutschland können wir bei der Beantwortung dieser Fragen auf unsere Erfahrungswerte in den Nordics zurückgreifen.